2022 Villa Roca Carignature
2022 Villa Roca Carignature
Der Wein duftet nach Kirschen, Oliventapenade und Erdbeeren. Am Gaumen zeigt er sich saftig und vollmundig mit feinen Tanninen und einem langen Abgang.
89/100 Punkte Konstantin Baum
Regelmäßig predige ich, dass Wein ein Kulturprodukt ist und kein Naturprodukt. Dennoch wurde der Begriff „Naturwein“ in den letzten Jahren von einer kleinen Gruppierung von Winzer genutzt, um ihre Produkte von seelenlosen Massenweinen abzugrenzen. Das funktioniert, weil Natur per se gut ist, aber wer echten Naturwein trinken möchte, muss sich an dem Saft von Trauben laben, die auf der Erde unter wild wachsenden Reben verrotten.
Dennoch hat mir der Wein aus diesem Mailing besonders gefallen. Man könnte ihn zwar als Naturwein bezeichnen, es ist aber ein Kulturwein wie aus dem Bilderbuch. Der Carignature stammt aus einem Weinberg, in dem schon immer biologisch gearbeitet wurde. Nicht, weil es dem Zeitgeist entsprach, sondern weil man sich die teuren Chemikalien nicht leisten konnte.
Die Bodenpflege wird hier mit dem Pferd gemacht, nicht, weil die Domaine de la Romanée Conti das so macht, sondern weil man immer ein Pferd hatte, das beschäftigt werden musste. Die Carignanreben durften in diesem Weinberg knorrig und alt werden, nicht, weil alte Reben wertvollere Trauben hervorbringen, sondern weil es frivol wäre, Reben herauszureißen, in denen noch Leben steckt. Zu guter Letzt setzt der Winzer Nicolas dem Wein keinen Schwefel zu, nicht, weil er dogmatisch „Naturwein“ herstellen möchte, sondern weil es nicht sein muss und der Wein trotzdem hervorragend schmeckt. Und so viel Kultur gibt es dennoch zu einem kleinen Preis.
Der Wein duftet nach Kirschen, Oliventapenade und Erdbeeren. Am Gaumen zeigt er sich saftig und vollmundig mit feinen Tanninen und einem langen Abgang.
89/100 Punkte Konstantin Baum